Bayern will Kreuze in allen Landesbehörden aufhängen. In Erfurt postierten Gegner einer geplanten Moschee vor einiger Zeit Kreuze auf dem Nachbargrundstück. Wird das Kreuz zum politischen Kampfsymbol?
Ja, das Kreuz ist ein Kampfsymbol – Symbol des Kampfes, Leidens und Sterbens Jesu Christi für die Erlösung der gefallenen Welt aus Sünde und Tod. Die stereotype Unterstellung, dass Markus Söder mit den Kreuzen Menschen ausgrenzt, verfängt nicht. Denn das Erlösungswerk Christi grenzt niemanden aus, sondern schließt jeden Menschen ein.
Das Problem ist, dass diese Erlösung nicht jeder will. Und entsprechend groß ist die Empörung über den Beschluss des CSU-Kabinetts. Natürlich ist das Kreuz nicht einfach Symbol unserer Kultur und Identität, die der bayrische Ministerpräsident bewahren will. Christlich ist nicht gleich konservativ. Und eine christliche Kultur ist auf Dauer offensichtlich nicht ohne das Erlösungswerk Christi zu haben.
Die Frage ist: Wird Bayern mit den Kreuzen in Behörden christlicher? Werden dadurch mehr Menschen ihre Erlösung durch das Kreuz annehmen? Die Reaktionen bezeugen das Gegenteil. Und es ist zu befürchten, dass solche Symbolpolitik dem christlichen Glauben eher schadet, als ihn einladender zu machen.
Das ist freilich auch nicht die Aufgabe staatlicher Behörden, sondern der Kirchen. Aber wenn sich Politik auf die christlichen Grundlagen unserer Kultur und der freiheitlichen Demokratie beruft, dann doch bitte, indem sie sich an der biblischen Ethik ausrichtet. Diese Ausrichtung setzt tiefer an als eine ideologisch instrumentalisierte Nächstenliebe, die meint, jedem menschlichen Anspruch und Begehren dienen zu müssen. Christlich fundierte Politik macht deutlich, dass vollkommene Gerechtigkeit in dieser Welt eine Utopie ist, setzt dem Bösen Grenzen und fördert, was dem Leben und dem Gemeinwohl dient.
Das Kreuz als politisches Kampfsymbol bringt eher seine Gegner in Stellung. Das kann uns als Christen herausfordern, im Sinne Jesu auch sie zu lieben. Im Blick auf die Landtagswahl in Bayern verstärkt es die Polarisierung in Deutschland und stellt die dringliche Frage, wie politische Weisheit im Geiste Jesu wirklich aussieht. Wo über Jahrzehnte immer mehr Kreuze abgehängt wurden, kann man sie nicht einfach wieder aufhängen. Es geht nicht um Erhalt des Christentums, sondern um das Wirken Gottes in allen Bereichen der Gesellschaft.
25.04.2018
Karin Heepen