Einmal im Jahr lädt die European Christian Political Movement (ECPM) Parlamentsabgeordnete und politische Leiter ihrer Mitgliedsparteien zu einer Leitungsklausur ein. Vom 8.-11. August 2017 trafen sich im Hotel Langesund Bad an der Südküste Norwegens Teilnehmer aus verschiedenen Ländern Europas, um einander geistlich zu ermutigen, neue politische Impulse zu kreieren und ihre Beziehungen untereinander zu stärken.
Ein Bericht von Karin Heepen
Politiker haben oft keine Zeit, ihre Stellungnahmen und Entscheidungen wirklich umfassend zu abzuwägen. Sie müssen schnell handeln und dabei ihren Beratern vertrauen. Umso mehr braucht es Zeiten, um sich selbst und anderen Rechenschaft zu geben, nach welchen Maßstäben wir Entscheidungen treffen.
Unter der übergreifenden Fragestellung, wie wir in einer säkularen Politszene christlich argumentieren können, nahm Prof. Dr. G. J. Buijs von der Freien Universität Amsterdam philosophische Strömungen im Nachkriegseuropa unter die Lupe, durch die christliche Positionen aus dem wissenschaftlichen und politischen Diskurs herausgedrängt wurden. In Deutschland war dafür die Kritische Theorie der Frankfurter Schule maßgebend, die die 68er Bewegung anführte. Leo van Doesburg (ECPM) ergänzte dazu den Einfluss des radikalen Feminismus mit seiner Forcierung von Abtreibung und Gender-Ideologie.
Einen aufschlussreichen Blick von außen auf diese europäischen Entwicklungen eröffnete den Teilnehmern Tamrat A Layne, 1991-1996 Ministerpräsident Äthiopiens. Im äthiopischen Bürgerkrieg der 1980er Jahre führte er als überzeugter Kommunist die Oppositionstruppen gegen die Diktatur von Mengistu Haile Mariams an. Nachdem sie gestürzt war, errichtete er mit seinen Genossen eine kommunistische Regierung. Fünf Jahre später erkannte er das Scheitern der Marx’schen Politökonomie in der praktischen Umsetzung. Sein Nachdenken darüber, dieses System zu verändern, brachte ihm seine Absetzung und 12 Jahre Gefängnis ein. Nach fünf Jahren erschien ihm und gleichzeitig seiner Frau in einem Flüchtlingslager in Kenia in zwei aufeinanderfolgenden Nächten Jesus Christus. Die ersten Jahre im Gefängnis hatte damit verbracht, sich vom Kommunismus zu verabschieden. In den nächsten sieben Jahren transformierte Jesus sein Denken und seine Person.
Heute reist er mit seiner Frau durch die ganze Welt und ermutigt Politiker mit seinem Zeugnis, sich nicht von Ideologien blenden und von bestehenden Systemen gefangen nehmen zu lassen. Sein Appell an Europa lautet komprimiert: „Europa ist tot. Ihr wurdet als Christen in eine Ecke des Spielfeldes gedrängt, wo Ihr Euch kaum noch bewegen könnt. Das Spiel machen Andere. Es ist 12 Uhr. Ergreift, was Euch gegeben wurde, bevor es zu spät ist!”
Seine Botschaft forderte die Teilnehmer heraus, der neomarxistischen Mainstream-Politik in Westeuropa mit Gebet, in Wort und Tat entgegenzutreten. Tamrat A Layne wurde bereits zum Gebetsfrühstück im Deutschen Bundestag eingeladen.
Weiterführende Links: https://www.ecpm.info/news/ecpm-leadership-retreat.html