Am 2. Februar 2019 tagte in Kassel-Baunatal zum 109. Mal der Arbeitskreis Christlicher Publizisten (ACP) unter der Leitung von Heinz Matthias. Bundesvorsitzende Karin Heepen sprach zu den Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft, Kirchen und Medien zu unserer Vision für Europa. Der Redebeitrag im Wortlaut:

 

„Meine sehr geehrten Damen und Herren,

lieber Heinz Matthias,

ich freue mich, wie schon im letzten Jahr hier zu stehen und für Bündnis C zu sprechen. Wir haben ein aufregendes Jahr hinter uns in Deutschland und Europa und auch wir als Partei.

Ich habe vor einem Jahr gelernt, dass es beim ACP, obwohl sich hier jede Menge Politiker treffen, viel weniger um Politik geht als um Jesus Christus und unser Zeugnis in dieser Welt. Und so versuche ich, die beiden Seiten mal zusammenzubringen:

Uns alle, scheint mir, bewegt die Frage, wie wir in Deutschland und Europa der lebensverändernden und gesellschaftsprägenden Kraft des Evangeliums wieder neu Raum und Luft verschaffen können. Wir sehen, in welche Sackgassen sich unsere Gesellschaft manövriert, indem die Mehrheit das gemeinsame Fundament verlässt, das Europa mal erfolgreich gemacht hat: nämlich unsere ethische, individuelle und gesellschaftliche Prägung durch die Bibel.

Stattdessen stehen sich die ideologischen Strömungen immer unversöhnlicher gegenüber, die nach menschlichem Gutdünken die Welt interpretieren und ihre Wahrheit für die einzig richtige halten. Von Toleranz ist nicht mehr viel zu spüren, eher von Feindseligkeit.

Was ist unser Auftrag als Christen in dieser Polarisierung? Ich denke, dass wir als Christen vor allem dazu berufen sind, in so einer Situation Frieden zu stiften. Das heißt, dass wir nicht auf der einen oder anderen Seite mit schreien können. Zumindest nicht gegen den politischen Gegner und ihn attackieren.

Wir haben aus unserer christlich geprägten Kultur die gute Regel, zwischen Person und Sache zu trennen. Klar in der Sache, aber ohne mein Gegenüber als Person anzugreifen. Das christliche Zeugnis besteht immer aus Wahrheit und Liebe.

Jesus lebte mitten in den politischen Spannungen der damaligen Zeit in einer ganz ähnlichen Situation. Die Römer unterdrückten das israelische Volk brutal, die religiöse Elite waren dem System angepasst. Und auf der anderen Seite kämpften die radikalen Zeloten gegen die Römer. Zwischen all diesen verhärteten Fronten stand Jesus und schaffte es, sich auf keine der Seiten ziehen zu lassen, sondern er lebte freundschaftliche Beziehungen zu Menschen aus all den verschiedenen und untereinander verfeindeten Lagern.

Und was er hineinsprach war Wahrheit. Wahrheit aus der Perspektive Gottes.

Das Interessante ist: Jesus hat damit nicht das Ruder der Politik seiner Zeit herumgerissen, aber dennoch die entscheidende Wende in der Menschheitsgeschichte herbeigeführt. Und die hat in der Folge unseren Kontinent geprägt.

Die Frage ist heute: Kann eine geistliche Wende heute unseren Kontinent auch auf politischer Ebene erneut einen und unser Leben hier in Frieden erhalten? Wenn ja, woher nehmen wir diese Hoffnung?

Egal ob wir in der Politik oder sonst wo in der Gesellschaft tätig sind, haben wir als Christen den Auftrag, für unser Land und die Regierenden, also für Politik und Gesellschaft zu beten. Das sollte uns Hoffnung geben, dass Gott für dieses Beten nicht taub ist, sondern auch hört und handelt. Ich selbst bin seit über 15 Jahren mit dem Wächterruf-Gebetsnetz für Deutschland verbunden, mache dort die Regionalleitung für Thüringen und schreibe in der Redaktion mit am monatlichen Gebetsbrief. Diesen Monat ist es aktuell ein Abschnitt zum Brexit und wie wir dafür beten können.

Es ist jedes Mal ein Ringen um die Perspektive Gottes auf die Gemengelage, für die wir zum Beten einladen. Denn es geht dabei ja nicht um unsere Wunschvorstellungen, die unter Christen oft genauso unterschiedlich sind wie beim Rest der Welt. Es geht darum, zu hören und zu fragen: Wie sieht Gott die Lage und was kann Gutes daraus werden? Prüfstein ist dann immer wieder die Wahrheit anhand Seines Wortes. Und dort ist der oberste Maßstab die Liebe und wie zerbrochene Beziehungen wiederhergestellt werden können.

Ich bin gleichzeitig Teil der European Union of Prayer, einer Gruppe von Fürbittern aus ganz Europa, die sich jedes Halbjahr in der Hauptstadt des Landes trifft, die gerade die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Wir treffen dort Parlamentarier, hören die Sorgen des Landes und wofür wir beten können.

Wir erfahren aber mindestens genauso viel über die besonderen Stärken und Gaben des Landes und segnen sie. Diese Gaben sind oft ein Fingerzeig auf die besonderen Themen, die diese Regierung während seiner Ratspräsidentschaft in die Europapolitik einbringen kann. Oft gibt es aktuelle europäische Fragestellungen, für die genau dieses Land besondere Erfahrungen aus seiner Geschichte mitbringt und dafür Lösungen anstoßen kann.

Auf diesen Reisen habe ich gelernt, dass es Europapolitiker braucht, die nicht nur für ihre eigene Nation denken und arbeiten. Sondern die einen Blick für die Stärken und Nöte auch der anderen Staaten habe, deren Besonderheiten schätzen und zum Besten für das Ganze nutzen.

Diese Perspektive, meine Damen und Herren, ist für uns in Bündnis C der Grund, weshalb wir für ein Konföderales Europa stehen. Nicht einen Bundessstaat, der immer mehr vereinheitlichen will. Sondern eine Europäische Union, die die nationalen Besonderheiten der Mitgliedsstaaten schätzt und nutzt zum Besten für Europa. Ein starkes Europa gibt es nur mit starken Nationen. So wie es ein starkes Team nur mit starken Spielern gibt, die ihre Stärken am richtigen Platz ins Spiel bringen.

Einheit kann in Europa nicht durch ein Zusammenschweißen von politischen und Finanzstrukturen erzwungen werden, sondern nur durch freiwillige gegenseitige Annäherung der Völker geschehen und was diese freiwillig in das Gemeinsame einbringen. Wo die Mitgliedsstaaten dominiert werden, zerbrechen Beziehungen, wie uns der Brexit leidvoll vor Augen führt.

Das neue Europa begann nach dem 2. Weltkrieg mit dieser Vision des Friedens. Inmitten verheerender Zerstörung haben Staatsmänner wie Robert Schuman und Konrad Adenauer aus ihrer zutiefst christlichen Motivation heraus Wege gebahnt, um die verfeindeten Nationen Westeuropas zu versöhnen. Daraus ist ein freundschaftliches Bündnis der Völker Europas gewachsen, das wir heute hoffentlich nicht verspielen, sondern schätzen und erhalten.

Mit Arne Gericke haben wir einen der aktivsten deutschen Europaabgeordneten als Spitzenkandidaten für die Europawahl. Zusammen mit den Abgeordneten der European Christian Political Movement (ECPM) hat er in der EKR-Fraktion viele uns wichtige Themen immer wieder auf die Agenda gesetzt und mit beeinflusst:

  • Subsidiarität als Leitprinzip bei allen Gesetzesvorhaben
  • Familien Mainstreaming statt Gender Mainstreaming
  • Kinderrechte beginnen bei den Ungeborenen
  • Religionsfreiheit ist Recht und Pflicht, sie jedem anderen auch zu gewähren
  • Verfolgten Christen helfen und Israel unterstützen

… um nur einige zu nennen.

Wir arbeiten daran, dass wir bei der Europawahl in diesem Jahr mehr werden in der Gruppe der ECPM, um Lobbyarbeit für das Leben zu machen im Europaparlament. Wir wissen gleichzeitig, dass es in den aktuellen Entwicklungen mit unserer eigenen Kraft und Möglichkeiten nicht getan ist. Aber zwischen der European Christian Political Movement als europäischer Partei und der European Union of Prayer entstehen immer mehr Querverbindungen, wo wir uns als Politiker und Beter eins machen für Europa.

Rechnen Sie mit uns zusammen mit der verändernden Kraft Gottes, dass Sein Reich sichtbar wird auch in der Politik und Sein Wille geschieht auch in Europa. Vielleicht oder gerade mittendrin in allem Chaos, das wir erleben. Und dass wir darin in der Politik als Seine Zeugen stehen und arbeiten, für die Wahrheit und in Liebe.

Wenn Sie uns dabei unterstützen wollen, freuen wir uns, wenn Sie uns bei den 4000 Unterstützerunterschriften helfen, die wir für die Wahlzulassung brauchen, damit wir die in zwei Wochen geschafft haben.

Vielen Dank!“