Am 3. Februar 2018 tagte in Kassel-Baunatal zum 108. Mal der Arbeitskreis Christlicher Publizisten (ACP) unter der Leitung von Heinz Matthias. Unsere Bundesvorsitzende Karin Heepen hat Bündnis C den Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft, Kirchen und Medien vorgestellt.

ACP Sprecher

„Meine sehr geehrten Damen und Herren,

lieber Heinz Matthias,

vielen Dank für die Gelegenheit, Bündnis C – Christen für Deutschland hier beim ACP vorzustellen.

Mein Name ist Karin Heepen. Seit der Gründung von Bündnis C als Nachfolgepartei von PBC und AUF-Partei bin ich Bundesvorsitzende. Anfangs zusammen mit Ole Steffes, seit letztem Jahr allein. Ich freue mich, dass auch einige unserer Mitglieder hier anwesend sind, vor allem natürlich unser verehrter ACP-Chef Heinz Matthias.

Manche von Ihnen, meine Damen und Herren, winken wahrscheinlich angesichts einer christlichen Partei in Deutschland zumindest innerlich jetzt ab, weil daraus sowieso nichts wird. Und Sie haben recht. Das ist die bisherige Erfahrung, dass diese Parteien bisher ohne Einfluss geblieben sind. Die Christen in anderen Parteien haben deren jeweilige Ideologien ebenso wenig beeinflusst. Und ich werde jetzt nicht behaupten, dass wir nun endlich alles besser machen.

Ich werde auch nicht die Notwendigkeit beschwören, weshalb Deutschland uns unbedingt braucht, und ein weiteres Mal die ganzen Fehlentwicklungen beschreiben, die unser Land genommen hat. Das wissen wir, dafür muss man wahrlich kein Prophet mehr sein. Und das hilft niemandem weiter.

Ich möchte Ihnen in aller Kürze Bündnis C in drei Punkten vorstellen:

1. Wir werden das Schiff nicht herumreißen

Um es vorab zu sagen: Wir sind keine Anhänger einer Endzeittheologie, nach der ab jetzt sowieso nur noch alles kaputtgeht, die Welt am Ende nur noch eine brennende Hölle ist und dann das neue Jerusalem vom Himmel fällt. Wenn dem so wäre, bräuchte sich wirklich niemand in der Politik zu engagieren.

Aber wir pflegen auch keine Illusionen. Ja, es wird erschüttert und kaputtgehen, was vor Gott keinen Bestand hat. Das erleben wir bereits. Das ist uns in der Bibel vorausgesagt und das werden wir nicht aufhalten. Die Versuche, mit menschlichen Mitteln das bestehende politische System zu erhalten oder zu zerschlagen, polarisieren die Gesellschaft hier und heute nicht nur in rivalisierende ideologische Lager. Man kann auch nicht bewahren, was nahezu zerstört ist, auch nicht das christliche Abendland.  

Wir glauben aber, dass inmitten des zunehmenden Chaos Reich Gottes sichtbar werden und sich ausbreiten soll und wird, in allen Gesellschaftsbereichen, auch in der Politik. Dass Finsternis und Licht immer klarer werden und wir als Christen dann hoffentlich auf der richtigen Seite stehen. 

Ich saß gestern wieder einmal mit einer befreundeten CDU-Stadträtin in Thüringen einige Stunden zusammen und sie fasste, während wir debattierten, unsere Berufung in Bündnis C in einem treffenden Bild zusammen. Wir waren uns darüber einig, dass das teuerste Regierungsprogramm aller Zeiten in Deutschland, das jetzt gerade in den Koalitionsverhandlungen geschnürt wird, wie ein aufgeblasenes Schiff ist, das absehbar ins Wanken geraten wird. Nämlich spätestens, wenn die Wirtschaft schwächelt. Und sie meinte zu mir: Wir werden das Schiff nicht herumreißen, aber Ihr baut die Rettungsboote.

Was heißt das.

2. Die Wahrheit ist weder rechts noch links, sondern Jesus Christus.

Wir folgen keiner Ideologie oder sammeln ein paar vielleicht noch brauchbare Fragmente aus Neomarxismus, Sozialismus, Liberalismus oder Konservativismus zusammen. Wir setzen unsere Ehre darein, biblisch-theologisch fundierte politische Lösungen zu erarbeiten für die krisenhaften Entwicklungen Deutschlands und Europas. Christlich fundierte Politik ist nicht einfach nur konservativ, sondern hier und heute vor allem innovativ.

Während in Deutschland die christlichen Parteien bisher alle gescheitert sind, gibt es in Europa Forschergruppen, Bewegungen und Think Tanks, die seit vielen Jahren bereits über politische Antworten in einem biblisch-theologischen Paradigma nachdenken und forschen. Wir sind Mitgliedspartei der European Christian Political Movement (ECPM), die mittlerweile europäische Partei ist. Und wir arbeiten mit der politischen Stiftung, der Sallux ECPM Foundation zusammen, die diese Antworten für die verschiedenen Politikfelder zusammenträgt. Diese Mitstreiter sind mittlerweile mein Zuhause auf europäischer Ebene, mein fachliches Kollegium und geistliche Mitstreiter.

Ich kann jetzt in der Kürze der Zeit nicht die verschiedenen Denk- und Lösungsansätze vorstellen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass die Antworten, die wir erarbeiten, nicht bequem sind. Denn natürlich sitzt man in einem Rettungsboot nicht wie in der Lounge eines Luxusdampfers. Diese Lösungen können absehbar nicht weiter das individuelle Anspruchsdenken bedienen, das Vater Staat bezahlen soll. Es muss – um nur einige Beispiele zu nennen – eine Balance hergestellt werden

  • zwischen den Rechten des Einzelnen und dem Gemeinwohl
  • zwischen familiärer und öffentlicher Sozialverantwortung
  • von Wettbewerb und Kooperation in der Wirtschaft
  • von Renditen und unternehmerischer Beteiligung im Finanzwesen
  • zwischen Minderheiten und Mehrheiten
  • zwischen Einheimischen und Migranten
  • zwischen Nationalstaaten und der EU
  • zwischen Europa und Afrika …

Wir nennen den grundlegenden Ansatz dieses politischen Denkens „Relational Thinking“, ein Beziehungsdenken basierend auf dem Liebesgebot Jesu (Mt 22,39), das davon ausgeht, dass der ausufernde Individualismus der westlichen Gesellschaften Korrektur braucht, weil wir als Beziehungswesen geschaffen und als solche nicht nur für uns selbst verantwortlich sind. Und dass diese Beziehungen spätestens in den Rettungsbooten wieder existentiell werden.

In dieses Beziehungsdenken wird unabdingbar in alle Lösungsansätze die nächste Generation einbezogen. Das gilt vor allem im Blick auf die völlig unverantwortliche Schuldenlast, die wir unseren Kindern hinterlassen, und auf deren Kosten wir unseren bisherigen Lebensstil bewahren und weiterführen. Die Verschuldung der Staatshaushalte Europas hat einen Höchststand erreicht, den es historisch nur in Kriegszeiten gab. In Friedenszeiten wurden Schulden getilgt und in Konjunkturzeiten wie jetzt Rücklagen gebildet. Stattdessen begnügt sich die neue Regierungskoalition mit einer schwarzen Null im Staatshaushalt und bedient weiter die kultivierten Wünsche und Forderungen. Hier müssen wir unbedingt den Ausgabendruck auf die öffentlichen Haushalte reduzieren, statt zu erwarten, dass die ohnehin dezimierte Generation unserer Kinder für unsere Schuldenberge bezahlt.

3. Nahziel Europawahl

Wir haben auf europäischer Ebene also ein gewachsenes junges Netzwerk mit aktuell sechs Mitgliedern im Europaparlament, das wir ab der Europawahl im kommenden Jahr mit weiteren Abgeordneten verstärken wollen, damit wir dort eine kräftige Truppe werden, die für die Europapolitik – um in dem Bild zu bleiben – die Rettungsboote baut.

In der Diskussion um den weiteren Weg der EU in Richtung Staatenbund oder Bundesstaat treten wir für ein Konföderales Europa ein, in dem starke Nationen eine starke Einheit bilden. Wie in einer Familie, wo man die Stärken und Besonderheiten der Mitglieder auch nicht ignoriert, sondern sie fördert und einbringt zum gegenseitigen Nutzen und zur Erbauung des gemeinsamen Hauses.

Wir verhandeln in der ECPM zurzeit eine Resolution zum Gottesbezug und für die Spezifizierung des jüdisch-christlichen Erbes Europas im Lissabon-Vertrag, die wir als Bündnis C eingebracht haben. In den aktuellen Bestrebungen, nach dem Brexit erst recht weiter in Richtung einer immer engeren Union zu arbeiten, ist auch wieder von einer gemeinsamen Verfassung die Rede. Dort haben wir eine neue Chance, an die historischen Grundlagen Europas zu erinnern.

Wenn ich in Ihnen jetzt einen Funken Glauben geweckt habe, dass es mit einer christlichen Partei in Deutschland doch etwas werden könnte, dann ist meine Bitte:

Unterstützen Sie uns, damit wir die Europäische Christliche Politische Bewegung unterstützen und verstärken können! Das ist unser Fokus in diesem und im nächsten Jahr, auf den wir hinarbeiten. Deutschland und Europa haben es nötig.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“