Erneut muss sich Israel gegen Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen verteidigen. Seit Montag feuerte die Hamas mehrere tausend Raketen auf israelische Städte ab. Heute beginnt Shawuot, das jüdische Wochenfest zum ersten Erntedank sieben Wochen nach Pessach. Wir stehen an der Seite des jüdischen Volkes und fordern unsere Regierung zu klarer Unterstützung für Israel auf. Wir beten für das Land um Frieden und um eine Ausgießung des Heiligen Geistes auf Jerusalem wie zu Shawuot am ersten Pfingsten – damit Juden und Araber ihren Retter erfahren.
Israel geht seit zwei Jahren durch massive Erschütterungen: politisch mit vier Neuwahlen des Parlaments, gesellschaftlich mit massiven Einschnitten in Freiheitsrechte, wirtschaftlich mit den Folgen mehrerer Lockdowns und sozial mit der Impfkampagne, die eine Spaltung der Gesellschaft bringt. Gegen Covid-19 hat Israel die schärfsten Maßnahmen eines demokratischen Staates erlassen. Unmittelbar nach dem Ende des Lockdown ereignete sich beim ersten großen jüdischen Fest zu Lag-baOmer auf dem Berg Meron am 29. April ein Unglück mit mindestens 45 Toten und 150 Verletzten und damit eine der tödlichsten zivilen Katastrophen in der Geschichte des Staates Israel.
Im Ramadan kam es zu vermehrten Angriffen von Arabern auf Juden in der Jerusalemer Altstadt und gemischten arabisch-israelischen Dörfern und Städten, angestachelt von der Hamas, dem Islamischen Djihad und der Palästinensischen Autonomiebehörde. Angeheizt wurden die arabischen Aufstände zusätzlich durch die erneute Verschiebung überfälliger Wahlen im Westjordanland und Gaza. Am Jerusalemtag eskalierten die Ausschreitungen palästinensischer Demonstranten gegen israelische Sicherheitskräfte auf dem Tempelberg. Seit dem Abend des 10. Mai feuert die Hamas tausende Raketen auf Israel ab, und das Land befindet sich an seinem 73. Unabhängigkeitstag am 14. Mai einmal mehr im Krieg. Die Hamas hat sich unter dem Schlagwort „Schwert von Jerusalem“ gegen Israel aufgestellt. Israel nennt seinen Militäreinsatz zur Verteidigung des Landes „Wächter der Mauern“.
Mit den Angriffen zielt die Hamas darauf, die Entwicklungen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Juden und Arabern zunichtezumachen. Israel hat in den vergangenen Monaten mit mehreren Golfstaaten Friedensverträge geschlossen. Auch innerhalb des Landes leben und arbeiten jüdische und arabische Israelis an vielen Orten friedlich zusammen. Zum ersten Mal spielt mit der Ra’am eine arabische Partei eine entscheidende Rolle in den Koalitionsverhandlungen für die Regierungsbildung. Die Hamas versucht, ihren extremistischen Einfluss auf Jerusalem und das Westjordanland auszudehnen.
Umso mehr muss die Äußerung von Bundesaußenminister Maas befremden, der zu Beginn des Raketenfeuers aus dem Gazastreifen „alle Seiten“ zur Deeskalation aufforderte und damit Israel implizit mit beschuldigte. Damit werden anti-israelische Urteile in Deutschland bestärkt, wie sie sich in dieser Woche in Angriffen auf Synagogen, brennenden Israel-Flaggen und antisemitischen Demonstrationen in mehreren deutschen Städten entluden. Die Boykott-Kampagne BDS rief zum gestrigen „Nakba-Tag“ mit radikalen palästinensischen Organisationen zusammen zu Anti-Israel-Demonstrationen auf und verlangt ein „Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer“. Auch Maas‘ Appell, es nicht hinzunehmen, „wenn Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland für Ereignisse im Nahen Osten verantwortlich gemacht werden“ suggeriert eine vermeintliche Verantwortung Israels für die Kriegstreiberei der Hamas. In ähnlicher Weise beklagte der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Felix Klein, dass Juden in Deutschland für Handlungen der israelischen Regierung verantwortlich gemacht würden, anstatt sich unmissverständlich zur Selbstverteidigung Israels und gegen jeden in Antizionismus verpackten Judenhass zu stellen.
An Shawuot erinnern die Juden an den zweiten Empfang der Zehn Gebote am Berg Sinai. Nach Jesu Auferstehung geschah an Shawuot die erste Ausgießung des Heiligen Geistes in Jerusalem (Apostelgeschichte 2,16-18) und begründete mit Pfingsten die christliche Kirche. Als Christen stehen wir jetzt mit dem jüdischen Volk in den Angriffen und wachen im Gebet über das Land. Möge inmitten der größten Bedrohung Israels der Geist Gottes erneut auf Jerusalem kommen, auf Juden und Araber zur Versöhnung, und dass Israel seinen Retter erfährt (Sacharja 12,10).