Immer wieder wird von der Politik eine sogenannte Corona App ins Spiel gebracht. Diese soll dabei helfen, Kontaktketten ausfindig zu machen, um so die Ausbreitung des Virus eindämmen zu können.
Eins steht bereits seit einiger Zeit fest: die Corona App wird kommen. Sie wird auf freiwilliger Basis eingeführt und es besteht keinerlei Verpflichtung, diese App zu nutzen.
Die Corona App wird für IPhone und Android-Smartphones entwickelt, so dass sie gleichermaßen auf beiden Plattformen funktioniert. Hierzu sind die Bundesbehörden noch in Verhandlungen mit Apple (IPhone Hersteller) und Google (Hersteller des Betriebssystems Android), damit die App auch auf diesen Geräten/ Betriebssystemen der Hersteller funktionsfähig eingesetzt werden kann. Dazu müssen die Schnittstellen für die verschiedenen Systeme in der App programmiert und durch die Hersteller freigegeben werden, damit die App eingesetzt werden kann.
Die App befindet sich bereits in der Entwicklung und es ist davon auszugehen, dass diese im Laufe des Monats Juni bereitgestellt wird und aus den entsprechenden Stores (Google Play Store und Apple Store) heruntergeladen werden kann.
Technisch war es bisher so, dass der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die Nutzung der App zentralisiert haben wollte. Dies bedeutet, dass alle erfassten Daten (eigene Daten und auch Daten der Kontakte) auf einem Server gespeichert werden und bei Bedarf „anonymisiert“ ausgewertet werden können.
Hierbei stellte sich die Frage, wer kontrolliert die anonymisierte Auswertung?
Auf Druck der Datenschutzbehörden wurde Herr Spahn zu einem Umdenken „gezwungen“. Die Speicherung der Daten findet nur dezentral statt, dies bedeutet nur auf dem eigenen Smartphone. Es wird auch kein Tracking (Aufzeichnung von Geo-Daten / Bewegungsprofile) geben. Die eigenen Daten werden in der App pseudonymisiert in Form eines Codes abgelegt. Dies so in die Umsetzung zu geben, wurde am 25.04.2020 entschieden.
Die Corona App nimmt nur über die bluetooth-Schnittstelle Kontakt zu anderen Corona-App Benutzern auf. Hierbei wird lediglich der pseudonymisierte Code ausgetauscht und in einer Tabelle in der App abgelegt. Es werden weder Ort, Datum und Zeit, noch personenbezogene Daten ausgetauscht.
Dies alleine zeigt bereits, dass die App nur funktionieren kann, wenn man die bluetooth-Technologie am Smartphone einschaltet. Gleichwohl bedeutet dies aber auch, dass bei einer eventuellen Infizierung die Kontaktketten nicht nachvollzogen werden können.
Die Kontaktketten können nur nachvollzogen werden, wenn bei einer Infizierung eine Meldung aus der App auf einen Server gesendet wird. Auch hier werden nur pseudonymisierte Daten gesendet, also der Code von der infizierten Person. Jeder App Benutzer kann täglich die Codes von diesem Server abrufen und erfährt so, ob Kontakt zu einer infizierten Person bestand. Ist dies der Fall, sollte man sich bei einem Arzt melden, um zu besprechen, was zu tun ist.
Kommt die Corona App wie beschrieben zum Einsatz, halte ich diese für eine gute Sache, um die Verbreitung des Virus einzudämmen, gerade wenn immer mehr Lockerungen des Lockdown folgen werden. Auch den Einsatz, wenn Menschen aus den Risikogruppen zum eigenen Haushalt zählen, also Menschen mit Vorerkrankungen, finde ich sehr sinnvoll.
Dies beruht auf dem Stand 26.04.2020. Bis zur tatsächlichen Einführung wird es noch etwas dauern, und wie man in den letzten Tagen und Wochen verfolgen konnte, ändert sich gerade im Bereich Corona App immer wieder Wesentliches.
Wir werden die Entwicklung verfolgen und halten Sie auf dem Laufenden.
Heinrich Benz
Datenschutzbeauftragter Bündnis C