Laut Erlass der Bundesregierung und verschiedener Länderverordnungen betreffen die Kontaktsperren anlässlich der Corona-Krise auch Familienmitglieder, die nicht im selben Haushalt leben. Bündnis C fordert die Aufhebung von Kontaktsperren für Familien, damit diese ihre besonders in Krisen wichtige Sozialverantwortung ausüben können.

Verwandte außerhalb des eigenen Haushaltes werden in verschiedenen Verordnungen wie Fremde behandelt und damit von ihren Familienangehörigen isoliert. Großeltern sollen ihre Enkel nicht besuchen und umgekehrt. Vor Ostern haben einige Bundesländer ihre Erlasse nochmals verschärft und die unterschiedlichen Regelungen verunsichern die Menschen zusätzlich. Damit wird die gerade in Krisenzeiten unentbehrliche gegenseitige Unterstützung von Familienmitgliedern unterbunden. Einerseits wird von Frauen- und Kinderrechtsorganisationen zunehmende Gewalt in Familien in der Krise beschworen, obwohl Polizeidienststellen keine zunehmenden Einsätze wegen häuslicher Gewalt verzeichnen. Andererseits werden Familienmitglieder daran gehindert, einander in den vielfältigen Belastungen zu helfen, die sie durch geschlossene Kitas, Schulen und Sozialeinrichtungen, Jobverlust und andere existentielle Sorgen zu tragen haben. Hilfe darf nicht nur in Notfällen dem Nachbar erlaubt sein, sondern muss für Familien generationen- und ortsübergreifend möglich sein und gefördert werden. Großeltern stecken sich bei den Enkelkindern nicht wahrscheinlicher an als im Supermarkt. Und wo Menschenanstelle der Hilfe von Verwandten Hilfsdienste oder Firmen beauftragen müssen, sind sie dem Ansteckungsrisiko durch deren Mitarbeiter genauso ausgesetzt und haben zusätzlich dieKosten zu tragen. Staatspaternalistische Vorschriften verschärfen die Belastung von Familien statt sie zu bevollmächtigen. Die Isolation des Individuums schwächt die Zivilgesellschaft, wo ihre natürlichen, stabilsten Beziehungen am meisten gebraucht werden.

Wir fordern die Abkehr von einem rein biologistisch begründeten Krisenmanagement. Die soziale Verantwortung von Familien geht weit darüber hinaus, Ansteckung zu vermeiden, und muss besonders in Krisenzeiten gestärkt werden. Stress kann weitaus länger und beeinträchtigenderkrankmachen als das Virus. Wir fordern bundesweit die umgehende Aufhebung von Kontaktsperren für Familienmitglieder ersten und zweiten Grades unabhängig vom gemeinsamen Haushalt und Wohnort, damit Familien ihre tragende Sozialverantwortung wahrnehmen können. 

Bitte unterzeichnen Sie die Petition an die Bundesregierung: https://www.citizengo.org/de/signit/178240/view