Nun zeigt sich auch die CSU offen für jede Familienkonstellation. Die staatliche Sexualerziehung verunsichert immer mehr Kinder. Und die Gender-Ideologie bringt immer neue Blüten hervor, die unsinnigerweise Geld und Ressourcen verschwenden.
Eine demografische Entwicklung ist aber kein Naturgesetz. Unsere Gesellschaft erntet mit dem Nachwuchsmangel, was wir kollektiv gesät haben. Die nächste Generation wird in der natürlichen Familie geboren und gebildet. Bündnis C steht für eine konsequente, langfristige Politik zugunsten von Familien und Kindern.
Kennzeichen des demografischen Wandels in Europa ist der Rückgang der einheimischen Bevölkerung durch die Tatsache, dass seit mehreren Jahrzehnten bereits weniger Kinder geboren werden, als Menschen sterben. Für die Reproduktion der Bevölkerung ist eine Geburtenrate von 2,1 Kinder pro Frau erforderlich. In Europa werden heute im Durchschnitt nur 1,6 Kinder pro Frau geboren.
Die daraus resultierende Überalterung der Gesellschaft bringt Verwerfungen mit sich, die sich mittlerweile auf alle Gesellschaftsbereiche negativ auswirken. Am deutlichsten tritt der Nachwuchsmangel im Fachkräftebedarf der Wirtschaft zutage, der in wirtschaftlich starken europäischen Ländern aus einheimischen Arbeitskräften nicht mehr gedeckt werden kann. Mindestens genauso gravierend sind die Folgen für die Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsysteme, die nur über die Wirtschaftskraft der Länder finanziert werden können. Vor allem die Rentensysteme sind in zahlreichen Ländern in Schieflage geraten, weil immer weniger Arbeitnehmer die Beiträge für immer mehr Rentner aufbringen müssen.
Deutschland ist mit fast einem Viertel aller Frauen das Land mit dem höchsten Prozentsatz an Kinderlosen weltweit. Ihre Zahl wächst bei jüngeren Frauen. Der Bevölkerungsrückgang kommt jedoch vor allem durch immer weniger kinderreiche Familien zustande. Die Ursachen des Geburtenrückgangs sind vielfältig und speziell in Westeuropa wesentlich in der Individualisierung der Moderne, im Feminismus und daraus erwachsenen Ideologien zu sehen:
- Die Aufwertung individueller Freiheit gegenüber der Familie und dem Gemeinwohl brachte eine Ethik der Pflichten vor allem gegenüber sich selbst mit sich, wo Ethik in der Vormoderne immer Sozialcharakter hatte.
- Damit ging eine Abwertung von Treue und Opferbereitschaft in Ehe und Familie einher.
- Die 68er Bewegung trat mit dem Ziel der Zerstörung patriarchaler Machtverhältnisse und der bürgerlichen Familie auf den Plan.
- Die sexuelle Revolution entkoppelte Sexualität von Fortpflanzung.
- Das Rollenverständnis des Feminismus verortet die Selbstverwirklichung von Frauen vor allem außerhalb der Familie im Beruf.
- Mittels Gender Mainstreaming werden Geschlechterrollen und Familien vollständig dekonstruiert und der individuellen Beliebigkeit überantwortet.
- Ein neuer Öko-Feminismus propagiert, Kinder zu vermeiden wegen einer vermeintlichen Überbevölkerung der Erde und zum Schutz der Umwelt. Mutter Erde wird gegen das Muttersein in Stellung gebracht.
Familienpolitik gegen die Elternverantwortung
Mit der zunehmenden gesellschaftlichen Abwertung von Ehe, Familie und Kindern ging eine veränderte Familienpolitik einher. Die staatlichen Leistungen für Kinder in den einzelnen EU-Ländern sind sehr unterschiedlich. Aber in vielen Ländern gerät der gesetzlich verankerte Schutz von Ehe und Familie zunehmend unter Druck. Vor allem wurde mit dem veränderten Rollenverständnis von Frauen immer mehr deren Berufstätigkeit zum Normalfall erhoben, auch wenn sie Kinder haben. Damit waren die osteuropäischen Länder zur Zeit des Kommunismus Vorreiter, weil deren Gleichberechtigung nach marxistischer Doktrin nur durch deren Einbindung in die sozialistische Produktion gewährleistet wird. In Westeuropa wird diese Agenda offensiv seit den 1990er Jahren betrieben unter dem Begriff der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Seither werden Millionen in den Ausbau und die Subvention von Kindertagesstätten investiert. Familienpolitik erschöpft sich wesentlich in dieser einseitigen Subventionierung der Fremdbetreuung der Kinder. Erwartungsgemäß hat das jedoch kaum zu höheren Geburtenraten geführt. Denn es wird damit nicht Elternschaft und das Aufziehen von Kindern unterstützt, sondern die Berufstätigkeit der Eltern. Statt die Eltern finanziell so auszustatten, dass sie ihre Kinder ohne Not erziehen und bilden können, wurde ihnen ihre Verantwortung dafür immer mehr abgenommen und durch Fremdbetreuung und Ganztagsschulen ersetzt.
In vielen Ländern hat sich gleichzeitig durch Inflation, höhere Wohnkosten durch gestiegene Mieten, höhere Steuern und Sozialabgaben das Nettoeinkommen von Familien immer mehr verringert. Zum gesellschaftlichen Druck der doppelten Berufstätigkeit auf Eltern wurde damit zusätzlich der finanzielle Druck aufgebaut, sodass heute nur noch Gutverdienende eine Familie mit mehreren Kindern mit einem Gehalt gut versorgen können. Gleichzeitig wird eine zunehmende Kinderarmut beklagt, unter die nicht nur Kinder von Erwerbslosen fallen. Die Einführung von gesetzlichen Mindestlöhnen in vielen Ländern hat dem kaum abgeholfen, weil Mindestlöhne das finanzielle Auskommen eines Singles gewährleisten, nicht jedoch von Familien.
Die genannten Faktoren haben dazu geführt, dass Eltern gegenüber Kinderlosen finanziell stark benachteiligt werden. Die familienpolitischen Leistungen reichen in keinem europäischen Land aus, um Eltern mit Kindern so zu unterstützen, dass die Mehrheit ihre Kinder ohne Not so großziehen kann, wie es Kinder brauchen.
Alarmierende Folgen für Kinder, Eltern und die Gesellschaft
In Europa ist inzwischen jedes zweite Kind chronisch krank – trotz gewaltigem medizinischen Fortschritt – weil sie nicht kindgerecht aufwachsen und sich altersgemäß entwickeln können. Die als frühkindliche Bildung propagierte Fremdbetreuung ist für die kindliche Gehirnentwicklung in den ersten Lebensjahren kontraproduktiv. Entscheidend für die Hirnentwicklung ist der beständige emotionale Kontakt zu Erwachsenen, den keine Erzieherin mit sechs oder acht unter Dreijährigen ausreichend herstellen kann. Zu frühe Fremdbetreuung bedeutet Dauerstress für das kindliche Gehirn, das altersgemäße Entwicklungsphasen dadurch nicht ausreichend bewältigt und nicht angemessen auf die Anforderungen der Schule vorbereitet ist.
In der Folge leiden zwei Drittel der Kinder in der Schule unter hohem Stress und Lernschwierigkeiten und dadurch bedingten körperlichen und psychischen Symptomen. Der Aufenthalt fast nur in geschlossenen Räumen befördert zudem weltweit Kurzsichtigkeit. Kinder haben in Kita und Ganztagsschule keine individuelle Rückzugsmöglichkeit und zu wenig freie Zeit zum Spielen, das für die Entfaltung der in ihnen angelegten Begabungen unabdingbar ist.
Das Bildungs- und Betreuungssystem der meisten europäischen Länder ist auf Leistung und Erfolg ausgelegt und geht mit der Instrumentalisierung der Eltern für die Wirtschaft Hand in Hand. Eltern fürchten, ihr Kind nicht genug zu fördern, statt ihnen genügend Zeit, emotionale und individuelle Zuwendung zu geben.
Angesichts der alarmierenden Defizite und gesundheitlichen Schäden der Kinder muss die westliche Gesellschaft in der Familien- und Bildungspolitik umsteuern. Kinder brauchen für ein gesundes Aufwachsen vor allem ihre Eltern: in den ersten Lebensjahren vor allem die verlässliche, emotionale Nähe der Mutter. Aber auch darüber hinaus müssen Eltern verfügbar sein, um den individuellen Bedürfnissen ihrer Kinder begegnen zu können, die kein Kindergarten und keine Schule in der Gruppe erfüllen kann.
Erziehungsgehalt für Eltern
Anstatt immer mehr Geld in das frühkindliche Betreuungssystem zu investieren, sollen aus diesen Mitteln die Familien finanziell unterstützt werden. Eine Möglichkeit des Ausgleichs ist, dass den Eltern ein Erziehungsgehalt und ein kostendeckendes Kindergeld gezahlt wird für die Sachkosten, die Kinder verursachen.
Wir schlagen die Zahlung eines Erziehungsgehalts vor, damit die Eltern eine echte Wahlfreiheit haben und selbst entscheiden können, ob sie ihr Kind selbst betreuen oder es in eine Fremdbetreuung geben, die sie aus dem Erziehungsgehalt bezahlen. In die Berechnung der Rente geht das Erziehungsgehalt gleichwertig ein wie jede andere Berufstätigkeit.
Durch die Zahlung eines Erziehungsgehalts und eines kostendeckenden Kindergeldes wird Familien vor allem der Wert wiedergegeben, den sie für die Gesellschaft haben:
- Junge Menschen werden ermutigt, Kinder zu bekommen und sich für sie Zeit zu nehmen.
- Eltern werden von der Doppelbelastung durch Beruf und Kindererziehung befreit.
- Kinder bekommen die individuelle Zuwendung, die sie von ihren Eltern brauchen.
- Abtreibungen aus sozialer Indikation werden reduziert.
- Kinder haben bessere Chancen, zu gesunden, beziehungs-, bildungs- und leistungsfähigen Menschen heranzuwachsen.
Mit einem Erziehungsgehalt werden die Sozialsysteme gerechter und effizienter:
- Die Einführung eines Erziehungsgehalts ersetzt alle anderen Sozialleistungen für Familien und erübrigt damit aufwendige Antragsverfahren.
- Familien und Alleinerziehende sind weniger Armutsrisiko ausgesetzt.
- Kinderarmut wird reduziert.
- Ausbildung, Studium und Erwerbstätigkeit können nach der Erziehungszeit fortgesetzt werden.
- Die wirtschaftliche Benachteiligung der Eltern gegenüber Kinderlosen wird aufgehoben.
Wie jede staatliche Leistung kann auch ein Erziehungsgehalt missbraucht werden, ohne dass Eltern dafür die nötige Erziehungsleistung bringen. An diesen Ausnahmen darf sich aber nicht die grundsätzliche Ausrichtung der Politik orientieren und Eltern unter Generalverdacht stellen. Hingegen kann die Politik mit der finanziellen Freisetzung der Eltern sicherstellen, dass diese die nötige Zeit und Kraft sowie Anreize zur Weiterbildung bekommen, damit sie ihre Kinder gut erziehen können. Bildungsangebote, die der Verzweckung der Kindheit und der Familien den Boden nehmen und die elterliche Intuition stärken, sollten als kommunale und kirchliche Begleitprogramme etabliert werden. Wir müssen unsere Gesellschaft neu fokussieren und alle Politikfelder auf Familien und Kinder ausrichten. Anders kann weder die Wirtschaftskraft der europäischen Industriestaaten erhalten werden, noch die westliche Gesellschaft langfristig überleben.
Karin Heepen