Die Beschlüsse der Klimakonferenz in Scharm Al-Scheikh sind hinter den Zielen vor allem der EU-Staaten zurückgeblieben. Ob das für die Welt besser oder schlechter ist, ist eine Frage der Perspektive. Der folgende Beitrag schaut aus biblischer Sicht auf die Klimaveränderungen und was unsere Verantwortung darin ist.
Die EU wollte bei der Weltklimakonferenz im November das Erderwärmungsziel von 1,5 Grad bis zum Jahrhundertende zementieren und ihr bereits existierendes Programm zur Einhaltung, Verschärfung und Kontrolle der nationalen Minderungsbeiträge der Industriestaaten der Welt verbindlich auferlegen, zugeschnitten auf alle Wirtschaftssektoren. In die Abschlusserklärung schaffte es nur das Zurückfahren der Kohleförderung, Gas und Öl werden nicht erwähnt. Außerdem soll ein Finanzfonds eingerichtet werden für Kompensationen für Verluste und Schäden durch den Klimawandel in ärmeren Ländern, für die ebenfalls die EU eine historische Verantwortung bei sich sieht. China, die USA und Indien als wirtschaftliche Schwergewichte verhinderten neben den Ölstaaten ambitioniertere Beschlüsse, um Schaden von ihrer Wirtschaft abzuwenden. China schaffte es sogar erneut, als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt seinen Status als Schwellenland und damit Empfänger westlicher Hilfen zu erhalten.
Verliert die Welt damit kostbare Zeit, um den Klimawandel zu stoppen, wie Bundesaußenministern Annalena Baerbock resümierte?
Die Erde gehört Gott, der sie geschaffen hat (Psalm 24,1f). Die Schöpfung selbst weist auf den Schöpfer hin (Römer 1,19f). Er hat sie dem Menschen zur Verwaltung anvertraut. Der Auftrag an den Menschen lautet im Schöpfungsbericht der Bibel nach 1Mose 1,28: „Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, …“ Damit ist zuerst gesagt, dass der Mensch gerufen ist zu leben, und zwar in Verbundenheit mit der Schöpfung. Wer den Menschen und seinen „ökologischen Fußabdruck“ als größtes Problem für das Weltklima sieht und deshalb Kinder vermeiden will, schwingt sich zum Herrn über Leben und Tod auf und gleitet in eine menschenfeindliche Ideologie ab.
Mit dem Schöpfungsauftrag ist keine rücksichtslose Ausbeutung gemeint, sondern verantwortliche Haushalterschaft über allem, was lebt und dem Leben dient: Menschen, Tiere, Pflanzen, Wasser, Boden, Bodenschätze. Die Klimaforschung macht vor allem fossile Brennstoffe für die Erderwärmung verantwortlich, deren Gebrauch nach politischen Vorgaben reduziert und beendet werden soll. Im Bild der Schöpfung sind Kohle, Gas und Öl gute Gaben Gottes, nützlich für die Produktion von Energie und zahlreichen Produkten zur Versorgung der Menschen. Sollte Gott gesagt haben, dass wir sie nun nicht weiter nutzen dürfen? Zweifellos ist alles eine Frage des Maßes, nicht der skrupellosen Gier und Verschwendung, sondern des maßvollen Gebrauchs. Alle Stoffe können zu Schadstoffen werden. Was Gift ist, ist eine Frage der Dosis. Deshalb ist es zynisch, wenn die westlichen Industriestaaten, die bisher an vielen Orten der Welt Raubbau an Rohstoffen betrieben haben, nun mit Klimavorgaben ärmeren Völkern vorschreiben wollen, dass sie ihre lebenspendenden Rohstoffe nicht mehr verwenden dürfen. Ironischerweise sind es vor allem nicht christlich geprägte Staaten, die das aus vernünftigen Gründen ablehnen, um die Versorgung ihrer gerade die Schwelle der Armut verlassenden Bevölkerung nicht erneut zu gefährden.
Auch die europäische Wirtschaft und Versorgung wird durch das Verteufeln fossiler Energie gefährdet. Wenn die EU als Treiber der Verhandlungen auf die Beschleunigung der Treibhausgasminderung und die Abwahl fossiler Brennstoffe drängt, dann tut sie das im trügerischen Vertrauen auf ihre schwindende Wirtschaftskraft. Der Ausbau erneuerbarer Energien wie sämtliche baulichen Klimamaßnahmen werden begrenzt durch die reduzierte Kapazität an jungen Menschen und Fachleuten, und es sollte damit vor allem eine funktionierende Infrastruktur erhalten und modernisiert werden.
Ob Hitze und Dürre, Überschwemmungen und Stürme Begleiterscheinungen eines Klimawandels sind, ist nicht zu beweisen. Wetterphänomene hat es immer gegeben. Der Mensch der Bibel weiß sich darin von Gott abhängig (Hes 38,19ff), statt sich anzumaßen, Naturereignisse abwenden zu können. Der WWF monierte am Ende, die Klimakonferenz in Scharm el-Scheich konnte sich „… nur auf einen Durchbruch bei der Behandlung der Symptome einigen, nicht aber darauf, die Ursache abzustellen.“1 Vielleicht hat sich genau da die Vernunft durchgesetzt, dass wir als Menschen die Ursache für Klimaveränderungen nicht abstellen können, aber sehr wohl vorsorgen, dass die Auswirkungen dieser Veränderungen auf das Leben der Menschen und der Umwelt abgefedert werden, wo Schutzmaßnahmen nötig und möglich sind. Wenn der beschlossene Finanzfonds für Katastrophenschutz und -hilfe eingesetzt wird, ist vor allem ärmeren Ländern geholfen.
Der Mensch ist in Beziehung zu Gott, seinem Mitmenschen und zur Schöpfung gestellt und verantwortlich. Wo er die Reihenfolge umkehrt, den Menschen der Schöpfung unterwirft statt dem Schöpfer, kann ihm am Ende niemand mehr helfen außer ihm selbst. Die Klimakonferenz hat einmal mehr gezeigt, dass das Ideal der Weltgemeinschaft unter widergöttlichen Vorzeichen zum Scheitern verurteilt ist. Ein Kipppunkt ist bereits jetzt im zwischenmenschlichen Ökosystem des Westens erreicht, wo die kommende Generation sich gegen die Eltern wendet und gegen den Wohlstand, den sie geschaffen haben. Das geschah allzu oft auf Kosten vernachlässigter Kinder und ärmerer Länder, wofür wir als Elterngeneration Verantwortung übernehmen, umkehren, die Kinder um Vergebung bitten und beziehungsorientierte Formen des Wirtschaftens finden müssen. Eine junge Generation, die das Erbe der Eltern zerstört, sägt hingegen den Ast ab, auf dem sie sitzt, und stürzt nicht nur die verhassten Alten, sondern sich mit ins Chaos. Die Krise unserer Zivilisation kann nur im Miteinander der Generationen bewältigt werden, wie Gott der Herr in Maleachi 3,23f spricht: „Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe der große und schreckliche Tag des HERRN kommt. Der soll das Herz der Väter bekehren zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern, auf dass ich nicht komme und das Erdreich mit dem Bann schlage.“
Zwischenmenschlicher Zerbruch, Kriege zwischen Nationen und Verführung zur Ungerechtigkeit sind die eigentlichen Herausforderungen unserer Zeit, wo die Liebe in Hass und Polarisierung aufgerieben wird und in vielen erkaltet (Matthäus 24,4-12). Es ist keine (Klima-) Gerechtigkeit, sondern Unrecht, Machtgier und Maßlosigkeit, mit rigiden Klimamaßnahmen die Lebenden Armut und Tod auszuliefern, um vermeintlich das Leben zukünftiger Generationen zu retten. Das Ökosystem der Schöpfung und des Klimas hängt nicht an einem vorgegebenen Ziel von 1,5 Grad Erderwärmung, sondern steht unter der Zusage Gottes: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1Mose 8,22). Nicht dem Menschen, sondern dem Schöpfer gehorchen Wetter- und Klimaphänomene (Markus 4,41).
Im Vertrauen darauf heißt besonnene Haushalterschaft, die vorhandenen Ressourcen unserer Welt maßvoll zu nutzen und Anpassungsmaßnahmen in Verbundenheit mit der Schöpfung zu entwickeln. Eine beziehungsorientierte Wirtschaft, in deren Fokus nicht nur Gewinnmaximierung, sondern die Beteiligung aller Interessengruppen einschließlich der Umwelt steht, beendet Raubbau an der Natur inklusive. Dazu gehört auch ergebnisoffene wissenschaftliche Forschung, die neue, umweltfreundlichere Technologien erschließt wie Wasserstoff und Brennstoffzellen, anstatt politisch die Ergebnisse vorzugeben.
Das tun wir, solange die Erde besteht. Nach der Bibel hat unsere Welt mit der Schöpfung einen von Gott gesetzten Anfang und ein Ende mit der Wiederkunft Jesu (Matthäus 24,35). Deshalb sind Klimavorgaben bis zum Ende des Jahrhunderts unseriöse menschliche Hybris. Wir lesen in Römer 8, dass die Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen ist und leidend darauf wartet, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Es ist unsere Aufgabe als Christen, das geistliche Vakuum der Klimadiskussion zu füllen, der wir uns mit Bündnis C stellen: nicht in Verführung durch neue Gebote zur Klimagerechtigkeit, wie sie Religionsführer im Namen eines falschen Elia (Matthäus 24,4f) am Rande der Weltklimakonferenz auf dem Sinai verkündeten,2 sondern in der Ausrichtung an den universellen Geboten Gottes, wie Er sie auf dem Berg Sinai dem Volk Israel und den Nationen gegeben hat.
1https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/klimakonferenz-cop27-die-ergebnisse-im-ueberblick-18474245-p3.html
2 https://climaterepentance.com/the-spiritual-principles/principles-with-practical-recommendations/