Sehr geehrter Herr Bundespräsident Steinmeier,

mit Besorgnis haben wir Ihre Rede am 27. März im Schloss Bellevue zur Kenntnis genommen. Sie beschwören die Stärke unserer Wehrhaftigkeit, von Freiheit und Demokratie, obwohl Deutschland und der westlichen Welt mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine seine Stärken genommen wurden. Diplomatie und internationale Verträge haben den Krieg nicht verhindert. Unsere Wirtschaft ist von den Rohstoffen Russlands abhängig. Militärisch ist Europa kaum verteidigungsfähig.

Wir möchten Sie höflich an ein Wort Jesu aus Lukas 14,31 erinnern: „Welcher König zieht aus, um mit einem andern König Krieg zu führen, und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit zwanzigtausend? Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden.“ Um den mörderischen Krieg in der Ukraine zu beenden und Menschenleben zu retten, gilt es Kompromisse mit Russland zu erwirken, statt mit Verurteilungen das Kriegsgeschrei zu verstärken.

Wir bitten Sie, Kraft Ihres Amtes auf US-Präsident Biden einzuwirken, in seiner Kriegsrhetorik zu deeskalieren. Seine Anmaßungen gegenüber Russland befeuern die Provokation, statt zu befrieden. Biden beruft sich in seiner Rede in Warschau am 26. März zu Unrecht auf Papst Johannes Paul II 1979 und den Zusammenbruch des Sozialismus. Sein religiöser Bezug ist so missbräuchlich wie der Segen der Russisch-Orthodoxen Kirche für Putins Krieg. Weder Städte noch die Verpflichtung der NATO sind heilig. Die USA sind nicht der Heilsbringer für Deutschland und Europa, weder für unsere militärische Verteidigung noch für die Energieversorgung, sondern mit Bidens haltlosen Drohungen gegen Putin eine Gefahr für Europa. Der Kampf geht heute nicht zwischen der „Düsternis der Autokratie“ und der „lichten Flamme der Demokratie“, sondern zwischen Gut und Böse aus der Perspektive Gottes. Nicht die Demokratie wird Europa das Licht zurückbringen, sondern das Evangelium Jesu Christi.

Deutschland rettet nicht der Glauben an Freiheit und Demokratie, sehr geehrter Herr Bundespräsident, sondern der Glauben an Gott, den es verworfen hat. Kriege können sehr wohl Freiheit und Demokratie zerstören. Wenn nicht die Strahlkraft des Evangeliums Christi, das wirklich frei und gerecht macht, in unseren Köpfen und Herzen stärker wird als das Beschwören menschlicher Stärke, läuft Deutschland Gefahr, alles zu verlieren. Nicht Putin unterschätzt die Stärke der westlichen Demokratie, sehr verehrter Herr Bundespräsident, sondern mit Verlaub, Sie überschätzen, was der Westen damit einem Autokraten entgegenzusetzen hat.

Bitte verführen Sie unser Volk nicht weiter, auf eigene Stärke und vergängliche Werte zu bauen statt auf das Fundament unseres christlichen Glaubens, der Europa seine Geschichte hindurch human, erfolgreich und frei gemacht hat. Konzerte und Kultur verhindern keine Kriege. Es war unser Land der Dichter und Denker, das im Nationalsozialismus zur Warnung für die ganze Welt wurde, dass ohne Gott und sein Wort ein Land auch mit seinem noch so kultivierten Dichten und Denken nicht vor dem Fall ins absolute Böse gefeit ist.

Wo das Menschen- und Weltbild des Humanismus vom Menschen guten Willens und der Selbstoptimierung der Welt zerbrochen wird, steht Christus bereit, dessen Leib für uns und diese Welt am Kreuz gebrochen wurde. Wo uns mit der Corona-Krise die äußere Freiheit und mit dem Krieg jetzt der äußere Frieden genommen wurde, ruft uns Jesus Christus in Seine Freiheit und Seinen Frieden. Die Passionszeit gibt uns Raum zur Buße über unseren blinden Glauben an irdische Sicherheit. Am Morgen seiner Auferstehung trat Jesus unter seine Jünger mit dem Friedensgruß. Sein Frieden überwindet die Angst. Dauerhafter und wirksamer als Bomben ist die Auferstehungskraft Jesu – in uns und für unser Land aus den Scherben der Selbstgerechtigkeit.

Bitte verweisen Sie die Menschen an Ostern auf diesen Anker in der Kraft Gottes, die über Tod und Bedrohung hinausreicht.

Hochachtungsvoll

Der Bundesvorstand von Bündnis C – Christen für Deutschland