Wir leiden mit der ukrainischen Bevölkerung und rufen zu Hilfe und Gebet für die Menschen im Land und für die Flüchtlinge in Deutschland auf. Gleichzeitig wehren wir jedwedem Hass gegen russische Mitbürger und die russische Bevölkerung. Prinzipien der Völkerverständigung müssen gerade unter Kriegsbedingungen gepflegt werden, um ein friedliches Zusammenleben in der Zukunft zu ermöglichen.

Seit Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine wird weltweit Hass gegen Russland und russische Bürger geschürt. Russische Geschäfte und Restaurants werden in Deutschland boykottiert und angegriffen, Waren aus Supermärkten entfernt, Russen erhalten Hausverbot in Restaurants, Kinder werden in der Schule bedroht. Auf deutschen Rastplätzen sitzen russische LKW-Fahrer fest ohne Geld, Lebensmittel und Diesel, weil sie nach dem SWIFT-Ausschluss mit ihren Karten nicht mehr bezahlen können, und werden zudem noch bedroht. Oft genug fallen den Anfeindungen sogar Ukrainer zum Opfer, weil sie nicht von Russen unterschieden werden oder weiter friedlich zusammenarbeiten.  

Die Corona-Pandemie forcierte bereits Hass und Gewalt zwischen Befürworten und Gegnern der Maßnahmen. Während im Frühjahr 2021 mit einem Gesetzespaket Hassrede als Straftatbestand etabliert wurde, beförderten Politik und Medien damit die Stigmatisierung und Ausgrenzung von Personengruppen und den Hass der Mehrheitsgesellschaft. Umgekehrt staute sich bei den Diskriminierten Hass und Empörung und entluden sich vor allem über Politikern. Nachdem gegen das Virus eine unverhältnismäßige Kriegsrhetorik aufgefahren wurde, befinden wir uns jetzt tatsächlich im Krieg. Das darf jedoch in keiner Weise eine noch unverhohlenere Aggression gegen Menschen russischer Nationalität oder Abstammung rechtfertigen. §192a Strafgesetzbuch schließt verhetzende Beleidigung wegen der nationalen, rassischen, religiösen oder ethnischen Herkunft ein und gilt auch für unsere russischen Mitbürger. Nicht sie führen Krieg gegen die Ukraine und auch nicht die russische Bevölkerung, sondern Putin und seine Regierung. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass ein Großteil der russischen Bürger aufgrund von Desinformation durch die russischen Medien dem Krieg ambivalent oder gar befürwortend gegenüberstehen. Hass und Gewalt gegen Russen verhindern keine einzige Bombe auf die Ukraine. Im Gegenteil weiten wir den Krieg zwischen Russland und der Ukraine auf unser Land und Europa aus und spielen Putin damit in die Hände, wenn wir Hassorgien auf Russen freien Lauf lassen.

Wir rufen zu Verständigung und Begegnung mit unseren russischen Mitbürgern und Freunden auf. Wir wollen nicht erneut Fronten zwischen Ost und West, zwischen Deutschen und Russen aufrichten, sondern die über Jahrzehnte gewachsene Freundschaft zwischen unseren Völkern erhalten. Wir achten und schätzen unsere russischen Freunde hier und in Russland, beten für die Ukraine und für Russland um Schutz vor Zerstörung und Zerrüttung durch diesen Krieg. Beide Länder haben ihre unverwechselbare Identität, Geschichte und Bedeutung für Europa. Frieden in Europa wird es auch in Zukunft nur mit ihnen geben.