Friedemann Kalmbach ist Vorsitzender der Nehemia Initiative Karlsruhe und seit 2009 im Stadtrat in Karlsruhe. Als Pastor sah er, dass Christen für ihre Stadt aktiv werden sollen, so wie Bonhoeffer den Staat/die Obrigkeit als eines der vier Mandate unseres christlichen Lebens ausformuliert hat. Unserer erweiterten Vorstandssitzung am 27.06.202 gab er wertvolle Impulse für ein Engagement in der Kommunalpolitik und die weitere Ausrichtung von Bündnis C. Wir fassen hier die Kerngedanken zusammen:
Besonders Psalm 8,5ff inspirierte Friedemann Kalmbach für seine Arbeit in der Kommunalpolitik. Wir sollen über die Schöpfung herrschen und sie im Sinne Gottes gestalten. Für die Stadt zu arbeiten bedeutet, die Handschrift Gottes im vom Menschen Geschaffenen sichtbar zu machen: In der Lebenswelt der Menschen, im Städtebau, in Verbindung mit der Natur, in der Kunst und den kommunalen Strukturen sollen die Kreativität Gottes und seine Gebote für unser Zusammenleben eine menschenfreundliche Gesellschaft prägen.
Grundlegend für unser politisches Agieren sieht Kalmbach eine Herzenshaltung im Sinne Gottes, Akzeptanz und Kommunikation mit jeder Person als Gegenüber und nicht zuerst als Gegner, unabhängig von seiner politischen Ausrichtung. Auf dieser Grundlage ist eine wahrhaftige Diskussion nötig und die eigene Sichtweise verständlich mit guten Argumenten zu begründen. Es geht darum, die Wahrheit in Liebe zu erklären, für biblische begründete Positionen und Ansätze zu werben, ohne fromme Begründungen dafür darzulegen. Konstruktive Impulse setzen wir mit positiven Lösungen, statt gegen andere Pläne zu kämpfen. Die Frage ist, wofür und nicht vor allem wogegen wir sind, und wie wir die Anliegen und Sorgen der Menschen ernstnehmen und aufnehmen.
Wir sind glaubwürdiger, wenn wir demütig auftreten und nicht so tun, als hätten wir auf alles eine Antwort. Seit der Corona-Krise gibt es keine Planungssicherheit mehr. Einbrechende Steuereinnahmen werden Auswirkungen auf die freiwilligen Leistungen im Sozial- und Kulturbereich haben und den Entscheidungsspielraum für Investitionen einengen, bei einer längeren Wirtschaftskrise noch mehr. Die Stadt macht jetzt hohe Schulden, um die Folgen abzumildern. Aber es müssen zwangsläufig Einsparungen kommen und die Frage, wo wir investieren und was sterben darf. Bei schwindenden Mitteln kann der Staat sich nicht mehr um alles kümmern, sondern muss Prioritäten setzen und sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren.
Das gilt auch für die Energie- und Mobilitätswende und die Digitalisierung. Digitalisierung muss vorankommen, um der Stadt Verwaltungskosten zu sparen. Wir müssen dabei eine humane Gesellschaft erhalten und das Zusammenleben in den Kommunen konstruktiv gestalten. Unsere Herausforderung ist es, mit innovativen Antworten konservativen Werten wie Familie, Freiheit und Eigenverantwortung, Subsidiarität und bürgerlichem Engagement neu Raum zu geben und zur Entfaltung zu verhelfen in der Gesellschaft. Wir können Gott um Antworten bitten und im Vertrauen auf seine guten Pläne mutig vorangehen, begründete Hoffnung vermitteln und Angst und Ohnmacht überwinden.
Als geistliche Aufgabe sieht Kalmbach in der Corona-Krise das Streben der Deutschen nach Sicherheit, das sich in der großen Zustimmung der Bevölkerung zu den Schutzmaßnahmen zeigt. In der anfänglichen Unsicherheit über die Entwicklung der Infektionszahlen waren die Regierungsmaßnahmen nachvollziehbar, erleben aber durch die einseitige Ausrichtung der beteiligten Fachleute zusehends eine Engführung, die das Leben abwürgt. Der Sicherheit und Kontrolle über das Virus und die Bevölkerung wird ein zu hoher Preis gezahlt, der die Wirtschaft und das Sozialsystem riskiert. Ängsten vor dem Virus und den stehen zunehmend Aggressionen gegen die Kontrollmaßnahmen gegenüber und gefährden das Zusammenleben.
In diesem Konflikt sind wir als Christen als Anwälte für die Freiheit und Selbstverantwortung der Menschen gefragt. Dafür brauchen wir selbst Sicherheit in Gott, um den Menschen Sicherheit und Vertrauen vermitteln zu können. Weder Furcht noch Leichtsinn sind in der Liebe. Wir brauchen Antworten, die Raum zum Leben geben, statt das Virus weiter unser Leben lähmen zu lassen.
Unsere politische Sendung ist zu den Menschen in der Welt, nicht zu den Christen. Kirche und Gemeinden sollen Leute für den Dienst in der Gesellschaft zurüsten. Wir brauchen wahrhaftige, überzeugende, charakterlich standfeste Christen für die Politik, um werteorientierte Wähler zu gewinnen, die uns ihr Vertrauen geben. Wir müssen nicht viele sein, um den Teig zu durchsäuern, aber mutig und präsent.
Politik ist Beziehungsarbeit. Von jeder guten Idee müssen Wähler überzeugt und für jeden Antrag im Parlament Mehrheiten gewonnen werden. Netzwerke müssen aufgebaut und erhalten werden, und in einer kleinen Fraktion müssen wir mit anderen Parteien zusammenarbeiten, wo wir inhaltlich Schnittmengen haben.
Kalmbach betonte, dass wir als Bündnis C gebraucht werden und in den aktuellen Umbrüchen mutig sichtbar werden sollen. Die Kommunalpolitik ist der Einstieg für die Landes- und Bundespolitik oder Europa und einfacher und lohnender als der alleinige Fokus darauf. Vergebliche Wahlteilnahmen entmutigen eher, während wir mit Engagement in der Kommunalpolitik schnell praktische Veränderungen mit bewirken können.
Entscheidend ist, dass unser Haus nicht auf Sand gebaut ist und auf eigenes Streben nach Anerkennung, sondern auf das Wort Gottes und auf das gemeinsame Gebet für die Stadt und unser Mandat darin.
Friedemann Kalmbach