Corona scheint seinem Ende nah, aber eine neue Krise in Osteuropa steht an der Tür. In Europa haben wir seit 77 Jahren Frieden und wollen ihn erhalten. Das westliche Denken rechnet nicht mehr mit Autokraten, die die Regeln missachten, die liberale Demokratien sich selbst und der Welt mit internationalen Verträgen gegeben haben. Den Nachkriegsgeist, in dem die Europäische Gemeinschaft gegründet wurde, beschreibt ein Zitat ihres Gründervaters Robert Schuman:

„Der europäische Geist zeichnet sich dadurch aus, dass er sich der Zugehörigkeit zu einer kulturellen Familie bewusst und gewillt ist, dieser Gemeinschaft im Geist völliger Gegenseitigkeit zu dienen, ohne verborgene Motive von Vormachtstellung oder selbstsüchtiger Ausbeutung anderer. Das 19. Jahrhundert hatte erlebt, wie feudalen Ideen Widerstand geleistet wurde und wie sich mit dem Aufkommen eines nationalen Denkens Nationalitäten selbst behaupteten.
Unser Jahrhundert, das Zeuge der Katastrophen geworden ist, die zu dem nicht endenden Zusammenprall von Nationalitäten und Nationalismen führten, muss erfolgreich danach streben, die Nationen in einer supranationalen Vereinigung zu versöhnen.“

Der europäische Geist, in dem die Annäherung und Aussöhnung bis dahin verfeindeter Nationen möglich wurde, war der Geist Christi. Frankreich reichte dem verhassten Deutschland zuerst die Hand. Nach dem Ende des Kalten Krieges öffnete sich die Chance der Annäherung und Aussöhnung auch mit Russland, die heute gescheitert scheint. Putin startet eine Invasion der Ukraine und erinnert an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941. Aber Geschichte wiederholt sich nicht. Es bleibt gerade jetzt die Verantwortung unserer Nation, die ausgestreckte Hand nicht zurückzuziehen. Im Geist Christi können wir Wege finden, die Konfrontation zu entschärfen.

In Bündnis C denken und handeln wir nicht in den Kategorien der Macht, sondern von Beziehung. Vereinbarungen internationaler Verträge haben nur im Vertrauen und der Achtung gegenseitiger Interessen Bestand. Niemand kann dazu gezwungen werden. Der Westen steht der Aggression Putins hilflos gegenüber. Europa ist Russland militärisch unterlegen, politische Mittel versagen und wirtschaftliche Sanktionen sind zahnlose Tiger.

Wir lieben Russland und wollen keine erneute Konfrontation, sondern Versöhnung der Beziehung zwischen Ost und West. Wir erwarten und erbitten das Eingreifen Gottes, wo wir dabei versagt haben und mit unseren Mitteln und Möglichkeiten am Ende sind. Und wir bitten um Vergebung, wo wir den Westen überlegen geglaubt und Russland geringgeschätzt haben. Nicht zuletzt wissen wir uns in den Wehen, die uns in der Bibel auf dem Weg zu Jesu Wiederkunft vorausgesagt sind. Jesus sagt: „Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ (Joh 14,27). Diese Nüchternheit bewahrt vor Überreaktionen, die die Konfrontation verhärten, statt abzurüsten. Beten wir für die Regierenden in Europa um den Geist Christi und Seine Wege für unsere Völker in dieser Zeit.