Wir gehen mit dem Leiden und Sterben Jesu auf Ostern zu. Jesus Christus machte durch sein Blut Frieden am Kreuz, um alles zu Ihm hin zu versöhnen (Kol 1,20). Diesen Frieden brauchen Europa und die Welt mehr als je zuvor. Es zeigt sich immer deutlicher, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland nicht gewinnen kann. Die russischen Angriffe nehmen zu und für die Verteidigung fehlt es an Ausrüstung, Strategie und Soldaten. Ein Vorstoß von Frankreichs Staatschef Macron zum Einsatz von NATO-Bodentruppen in der Ukraine erhält von verschiedenen Seiten Zustimmung wie den Regierungen Polen und Estlands. Polen bestätigte auch die bereits bestehende Präsenz von NATO-Soldaten in der Ukraine (unter anderem aus Großbritannien). Während NATO-Generalsekretär Stoltenberg die Entsendung von NATO-Truppen in die Ukraine dementiert, nimmt die Kriegsrhetorik in Politik und Medien zu und es wächst die Angst vor einer Eskalation bei direkter NATO-Kriegsbeteiligung. Bundeskanzler Scholz erteilt bisher der Entsendung von Bundeswehr-Soldaten und der Lieferung von Marschflugkörpern eine Absage und gerät dafür immer mehr unter Druck der NATO-Partner.
Papst Franziskus wurde heftig kritisiert für das Zitat, es gelte den Mut zur weißen Fahne und zu Verhandlungen zu haben, bevor die Situation noch weiter eskaliere. Er stellte klar, dass Verhandlung niemals eine Kapitulation ist. Es darum gehe, mit Hilfe der internationalen Mächte eine diplomatische Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden herbeizuführen, um das ukrainische Volk zu schonen. Darf man Freiheit und Frieden gegeneinander ausspielen wie kürzlich Jean-Claude Juncker, früherer Präsident der Europäischen Kommission, mit seiner Behauptung, nicht Frieden, sondern Freiheit sei der höchste Wert? Gleichzeitig wird mit zweierlei Maß gemessen und Israel gedrängt, mit den Terroristen der Hamas zu verhandeln, statt sie militärisch zu besiegen.
Als im April 1940 die Niederlande angegriffen wurden von dem vielfach stärkeren Nazi-Deutschland und eine Stadt von der deutschen Luftwaffe in Schutt und Asche gelegt war, hat die niederländische Regierung die weiße Fahne gehisst, um Schaden und unendliches Leid von ihren Bürgern abzuwenden. Kein Mensch wollte mit der Kapitulation ausdrücken, dass sie damit der Besatzung von einem verbrecherischen Regime eine Legitimation geben. „Selig sind, die Frieden stiften“ (Matthäus 5,9) war die Prämisse der Entspannungspolitik im Nachkriegseuropa.
Mögen auch heute Vermittler Gehör finden und Wege zum Frieden bahnen. Und möge diese Karwoche die Regierenden und die Völker zum Kreuz rufen, wo Heilung und Versöhnung ist für die Konflikte dieser Welt. Wir brauchen in der Schwäche und Orientierungslosigkeit unseres Kontinents den Friedefürst und die Kraft Seiner Auferstehung, damit das Leben über Tod und Zerstörung siegt.
Wir wünschen unseren Mitgliedern und Freunden gesegnete Kar- und Ostertage!