In Kindergärten und Krippen fehlen Erzieher und bremsen die politischen Pläne der Ganztagsbetreuung. Bündnis C plädiert für die Reaktivierung der Erziehungsverantwortung der Eltern und deren Freisetzung mit einem Erziehungsgehalt.

Kindergärten und Krippen schlagen Alarm. Wie in der Pflege, in den Schulen und mittlerweile fast allen Branchen der Wirtschaft fehlen Erzieherinnen in großem Stil. Während Bund und Länder unbeirrt und mit viel Geld den Ausbau der Ganztagsbetreuung, Rechtsansprüche auf Kita-Plätze und kostenlose Betreuung forcierten, zeigt sich, dass man Erzieher nicht kaufen kann. In den kommenden Jahren werden Millionen Fachkräfte der Babyboomer-Generation sich in den Ruhestand verabschieden. Die Spitze des Eisberges an fehlenden Arbeitskräften ist noch lange nicht erreicht und Nachwuchs fehlt.

Das Bestreben, mittels Fremdbetreuung mehr Mütter auf den Arbeitsmarkt zu ziehen, wird angesichts des Mangels an Betreuungspersonal zum Boomerang. Betreuungseinrichtungen erhöhen den Personalschlüssel oder verkürzen die Öffnungszeiten. Im ersten Fall werden Kitas zu Verwahreinrichtungen, die dem ohnehin unrealistischen Anspruch einer individuellen Zuwendung für jedes Kind hohnsprechen. In beiden Fällen fordert der qualitative oder quantitative Mangel Eltern heraus, für die Betreuung ihrer Kinder wieder mehr Eigenverantwortung zu übernehmen – freiwillig ihrem Kind zuliebe oder gezwungenermaßen. Ein weiterer Effekt ist, dass fehlende Kita-Plätze Mütter faktisch zwingen, ihre Kleinkinder länger zuhause zu betreuen.

In der Politik ist bislang kein Umsteuern zu erkennen. Während erfolglose Werbekampagnen für Erzieher propagiert und Abstriche an den Betreuungsstandards gemacht werden, regeln Angebot und Nachfrage in ersten Schritten das Verhältnis von häuslicher und Fremdbetreuung zugunsten der Kinder. Die einseitige, mit Milliardensubventionen forcierte, viel zu frühe und möglichst ganztägige Fremdbetreuung von Babys und Kleinkindern kommt an ihre notwendigen und vorhersehbaren Grenzen. Bereits die Corona-Schließungen waren eine Zäsur und haben die Krisenanfälligkeit kollektiver Betreuungseinrichtungen für Kinder, alte und behinderte Menschen offensichtlich gemacht. Die jetzige Fachkräftekrise geht nicht vorbei und ist auch nicht mit Zuwanderung zu lösen, sondern wird sich dauerhaft verschärfen.

Deshalb ist jetzt die Zeit für ein Umsteuern zu einer kinderfreundlichen und familienorientierten Politik auf allen Ebenen. Eltern müssen motiviert und in die Lage versetzt werden, ihre Kinder zumindest solange in der Familie zu betreuen, wie es richtig und nötig ist. Im Gegensatz zum ein Jahr lang bezahlten Elterngeld und Rechtsansprüchen auf Fremdbetreuung ab dem ersten Geburtstag sind das entwicklungspsychologisch die ersten drei Lebensjahre. Wenigstens für diese entscheidend prägende Zeit der kindlichen Entwicklung fordert Bündnis C ein Erziehungsgehalt für Eltern, weil wegen sinkenden Reallöhnen, steigenden Mieten, hohen Steuern und Sozialabgaben immer weniger Familien von einem Einkommen leben können. Angesichts der fehlenden Ressourcen an Personal müssen sämtliche Subventionen für einen weiteren Kita-Ausbau gestoppt und diese Mittel den Eltern zur Verfügung gestellt werden. Fremdbetreuung darf nicht gebührenfrei sein, so dass Eltern reale Wahlfreiheit haben, mit einem Erziehungsgehalt selbst für ihr(e) Kind(er) da zu sein oder damit einen Betreuungsplatz zu bezahlen.

Damit werden kurzfristig weniger Frauen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und den Fachkräftemangel in anderen Branchen verschärfen. Langfristig kommt es jedoch allen Branchen zugute, wenn Kinder die Zuwendung, Bildung und Erziehung in ihren Familien erhalten, die für ein gesundes Heranwachsen nötig sind. Deshalb sind auch Unternehmen gefordert, Eltern kinderfreundliche Arbeitszeiten anzubieten statt 24/7 Kitas. Zusätzlich werden Eltern mit einer familienorientierten Politik motiviert, mehr Kinder zu haben. Nur so kann die demografische Krise in 1-2 Generationen eine dann weniger materialistische, aber zukunftsfähige Gesellschaft hervorbringen. Wer weiter nur den Notstand verwaltet, verspielt die Zukunft der Kinder und damit langfristig die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft und der Sozialsysteme. Man kann Krisen nicht mit denselben Mitteln lösen, mit denen sie herbeigeführt wurden.

Bündnis C motiviert Eltern, das Ende der Ganztagsbetreuung als Chance zu ergreifen, mit ihren Kindern auch wochentags wieder Familie zu leben und ihnen einen mit Liebe gepolsterten Start ins Leben zu geben.