Der Klimawandel ist durch den Aufschrei der Jugend auf der politischen Agenda vieler Parlamente. Schon heute gäbe es Technologien, die einen gesunden Kreislauf von CO2 ermöglichen. Vielversprechend ist Power-to-x, also das Speichern von erzeugtem Strom durch Wind, Sonne oder Wasser in Gas (Power-to-Gas) oder Flüssigkeit (Power-to-Liquid). Überschüssiger Strom kann so unabhängig als Flüssigkeit oder als Gas gelagert werden oder auch über sehr weite Strecken transportiert werden – ohne einen Verlust.

Diese Technologien sind auch spannend im Blick auf die Ablöse vom bisherigen Verbrennungsmotor mit Diesel oder Benzin, denn aus dem Strom und CO2 kann synthetischer Kraftstoff hergestellt werden. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) werden zwei handelsübliche Diesel-PKW mit genau diesem synthetischen Diesel betankt, ohne Nachteile für den Motor – ein Energy Lab 2.0 widmet sich diesen Themen. Auch die Verkehrsbetriebe Karlsruhe betanken mittlerweile ihren Fuhrpark an Diesel-Bussen mit synthetischem Kraftstoff. Ziel ist, diesen Schritt für Schritt aus erneuerbarer Energie zu beziehen.

Bisher wurde in Deutschland vor allem der Elektromotor mit Batterie gefördert. Doch bringt dieser Nebenwirkungen mit sich wie den geplanten Abbau von Lithium im bolivianischen Salar de Uyuni. Zurzeit liegt das Projekt dort wegen politischer Spannungen auf Eis. Der Salar de Uyuni ist eigentlich ein riesiges Naturdenkmal, größer als Niederbayern. Die unwirklich wirkende Landschaft wirkt zu manchen Jahreszeiten wie ein gigantischer Spiegel, auch Flamingos haben sich dort angesiedelt. Der Abbau zerstört Stück für Stück größere Flächen, um Lithium aus diesem Salzsee zu gewinnen. Umweltschutz sieht anders aus, und effektiv ist der Abbau eventuell auch noch nicht – weitere Hinweise bietet der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages. Die Batterie- und Akkuindustrie dürfte sich natürlich über diese Entwicklung freuen. Auch bei den Autobauern kommt der Elektromotor mittlerweile gut an, sind diese doch sehr anfällig, haben eine kürzere Lebensdauer und somit darf es auch öfter ein neuer Wagen sein. Darüber hinaus haben die Bilder von brennenden Teslas gezeigt, wie schwierig ein Autobrand mit Akku zu löschen ist.

Die Forschung könnte viel weiter sein im Blick auf den sogenannten grünen Wasserstoff, also Gas, das man aus CO2 und Strom gewinnt. Dieses Prinzip des Power-to-Gas kommt mittlerweile auch bei den Ferngasnetzbetreibern an. Das Ferngasnetz besteht schon und kann so Energie von A nach B transportieren. Forschern am KIT gelingt es auch schon, synthetisches Kerosin zu gewinnen – essentiell für die Luftfahrt. 

Im Gespräch mit den Gründern der Firma Ineratec, die Kraftwerke für die Herstellung solcher Kraftstoffe aus CO2 und Photovoltaik in der Größe eines Containers herstellen, gab es auch noch Einblicke in die globale Bedeutung dieser Technologie. Denn anders als bei der Elektromobilität, in der wir zwar Vorreiter sein können, aber wieder andere Länder wegen des Lithiums ausbeuten, bringt diese Technologie eigentlich nur Vorteile für den globalen Süden. Denn gerade in Afrika oder in Südamerika lohnen sich Photovoltaik-Anlagen. Auch Windkraftwerke wären in anderen Regionen deutlich effektiver. Der gewonnene Strom und das CO2 aus der Luft oder direkt vom Erzeuger wie beispielsweise Zementwerken kann dann direkt in Gas oder Kraftstoffe umgewandelt und nach Europa transportiert werden. Das würde die Wirtschaft in schwächeren Ländern ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen und Perspektive bieten – ein Baustein auch in der Bekämpfung von wirtschaftlichen Fluchtursachen. Dafür wäre mehr Miteinander und Verantwortung gegenüber andern Staaten gefragt.

Übrigens haben sich Ferngasnetzbetreiber freiwillig zu Quoten selbstverpflichtet für dem Anteil an klimaneutralem Gas bis 2050. Das bedeutet, grünes Gas zu nutzen, also Wasserstoff oder synthetisches Methan. Gerade beim Ausbau der Photovoltaik ist Power-to-Gas sinnvoll, um Überschüsse zu speichern und später einzusetzen, oder auch um Mangel an Energie durch grünes Gas einzukaufen. In Baden-Württemberg fördert die Landesregierung nun mit einigen Millionen den grünen Wasserstoff. Bei der Planung von Wohngebieten wird diese Technologie schon mitgedacht, beispielsweise im Quartier Lok.West in Esslingen.

Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen erschweren aber diese zukunftsfähige Technologie. „Die im Rahmen der Elektrolyse eingesetzte Energie – auch bei Überschussenergie aus erneuerbarer Energie“ wird beispielsweise „mit Netznutzungsentgelten oder EEG-Umlagen“ belastet, heißt es dazu in einer Stellungnahme der Verwaltung der Stadt Karlsruhe auf einen Antrag der Freien Wähler und FÜR Karlsruhe Fraktion im Blick auf ein Klimaschutzkonzept 2030. Die Bundespolitik muss hier handeln, um den Betrieb von Power-to-Gas wirtschaftlich zu machen und zu erleichtern. Durch schnelles Handeln und die Schaffung eines geeigneten rechtlichen Rahmens können Ressourcen effektiv genutzt und auch eine moderne Mobilität erreicht werden, anstatt eine Mobilitätswende auf dem Rücken der ärmeren Bevölkerung und zum Nachteil anderer Länder durchzuboxen.

Micha Schlittenhardt