Bündnis C fordert ein Erziehungsgehalt, das Eltern für die Wahrnehmung ihrer Erziehungs- und Sozialverantwortung angemessen ausstattet. Nicht erst mit dem Lockdown von Kindergärten und Schulen ist offenbar geworden, dass Familien die Hauptverantwortung für Wirtschaft und Sozialstaat tragen. Die demographische Entwicklung mit viel zu wenigen Kindern gefährdet die Zukunft beider Systeme und damit den Wohlstand unserer Gesellschaft. Für die Überalterung der Gesellschaft ist eine Familien- und Steuerpolitik verantwortlich, die kinderreiche Familien systematisch benachteiligt.

Lesen Sie hier den Erfahrungsbericht des Vaters einer Großfamilie in Deutschland:

Am 06. August 2019 bin ich zum 5. Mal Vater geworden. Damit haben wir endgültig den Status einer kinderreichen Familie und gehören einer nicht besonders (politisch) förderwürdigen Minderheit an. In nur 0,6 Prozent aller Familien mit Kindern leben in Deutschland heutzutage fünf oder mehr Kinder. Der Anteil der Frauen, die 3 Kinder (und mehr) gebären, ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken. In etwas über 50% aller Familien mit Kindern lebt nur ein Kind, was an einer Geburtenrate in Deutschland von rd. 1,5 Kindern pro Frau liegt. Untersuchungen haben ergeben, dass kinderreiche Familien vor allem bei Unterschichten, höher Gebildeten sowie religiösen Familien häufiger vorkommen. Zudem gibt es ein Land-Stadt-Gefälle. Allerdings sind Akademikerinnen oft kinderlos, wenn sie aber Kinder bekommen, dann mehr als der Durchschnitt.

Die Anzahl eigener Kinder wurde von uns nicht geplant, sondern entwickelte sich. Gleichwohl ist es ein schönes Gefühl, so einen „Reichtum“ und eine solche „Fülle“ zu haben. Jedes Kind hat einen eigenen Charakter und andere Talente. Es ist sehr erfüllend, diese Entwicklung junger Menschen von der Geburt an begleiten zu können. Es gibt aber auch Einschränkungen, z.B. in der Urlaubs- oder Freizeitgestaltung. Exklusive Urlaube machen wir nicht – wir urlauben in Ferienwohnungen bzw. –häusern, die mit dem Auto gut erreichbar sind. Der Besuch überregionaler Veranstaltungen und Feste ist ein hoher organisatorischer Aufwand, den wir nur gezielt auf uns nehmen. Allerdings leben wir nicht zurückgezogen, sondern nutzen vor allem regionale Kultur- und Freizeitangebote.

Eine bestimmte Infrastruktur, z.B. ein großes Eigenheim, ein großer Garten und ein angemessener Transporter, sind von Vorteil. Man kann aber auch ohne viel Geld stilvoll und glücklich leben. Des Geldes wegen oder aufgrund der Autogröße bzw. Wohnverhältnisse etc. auf (weitere) Kinder zu verzichten, halte ich für falsch. Kleine Kinder vermissen keine materiellen Annehmlichkeiten. Das Beste, was wir unseren Kindern mitgeben können, sind sowieso nicht-materielle Dinge, wie z.B. Nähe, Liebe, Bildung, Glauben, Zusammenhalt und Werte.

Unser Leben ist mit 5 Kindern von 0-10 Jahren sehr intensiv, und man muss gut planen. Jeder Tag beginnt früh morgens und wir Eltern kommen nur selten zur Ruhe. Die Kinder haben heutzutage deutlich mehr Termine aus den Schulen oder Horten heraus, als ich es von meiner Kindheit kenne. Dann kommen noch die privaten Termine aus Sport, Reiten, Chor, Musik, mit Freunden etc. dazu. Auf dem Lande heißt das immer auch Fahren und Logistik. Vor allem meine Frau ist dann die Managerin unseres Kleinunternehmens. Das bedeutet, dass sie als Akademikerin keine „Karriere“ machen kann und es auch nicht vermisst – aber wer macht schon Karriere. Übrigens hat meine Frau bereits 7 Kinder geboren, was zur Ehrenpatenschaft des Bundespräsidenten berechtigte.

Früher dachte ich immer, dass kinderreiche Familien es ja gut haben, da diese Kindergeld bekommen – viele Kinder = viel Kindergeld. Nach meiner ersten Steuererklärung als Vater musste ich jedoch feststellen, dass das Kindergeld, welches meine Frau überwiesen bekommt, zu 100% auf meine Steuerzahlung (Kinderfreibetrag) angerechnet wird. Netto haben wir als Eltern also für die Kinder kein Kindergeld erhalten. Ca. 66% des ausgezahlten Kindergeldes sollen in Deutschland mit den steuerlichen Kinderfreibeträgen verrechnet werden. Für Steuerzahler ist das Kindergeld also weitgehend ein Globuli.

Eine große finanzielle Subventionierung in Deutschland für Kinder besteht bei den Krippen und Kindergärten. Kleine Kinder bis zum dritten Lebensjahr (Krippe) werden vom Steuerzahler mit rd. 1.000 € im Monat subventioniert; Kindergartenplätze sind etwas günstiger. Da wir der Meinung sind, dass Kinder aus psychologischen Gründen erst mit Vollendung des 3. Lebensjahres in die Fremdbetreuung gehen sollten, „verzichten“ wir auf rd. 24.000 € Subventionen für 2 Jahre Krippenplatz (pro Kind) und erhalten als Gegenleistung – nichts. Das mal beschlossene Betreuungsgeld wurde von sozialistischen Politikern z.B. als „Herdprämie“ verunglimpft und wieder abgeschafft (Ausnahme Bayern/ Sachsen). Frauen sollen über diese Anreizstruktur „in die Produktion gehen“ und die Kinder staatlich organisiert betreut werden.

Unterm Strich bleiben als Förderung für uns: Elterngeld für ein Jahr, kostenfreie Staatsschulen sowie ggfs. Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Bei privaten Krankenversicherungen wird jedes Kind einzeln krankenversichert.

Eine weitere Kuriosität gibt es hinsichtlich der „Familienkarten“ für den Besuch von öffentlichen Einrichtungen wie z.B. Zoos oder Schwimmbädern. Diese sind von der Kinderzahl her begrenzt – meist auf 2 oder 3 Kinder. Kinderreiche Familien zahlen dann also noch obendrauf auf die „Familienkarte“.

Große Familien erfahren aus meiner Sicht nicht die Anerkennung und gesellschaftliche Unterstützung, die sie verdienen. Immerhin ziehen wir die zukünftigen Leistungsträger für die Gesellschaft und die staatlichen Systeme groß.

Der von mir sehr geschätzte Prof. Dr. Arnulf Baring sagte im Spätherbst seines Lebens: „Der Sinn des Lebens ist es, Leben weiterzugeben! Im Rückblick auf mein Leben sind meine Kinder das größte Glück, das Wichtigste.“

Diesen Aussagen kann ich mich nur anschließen.

Ohne Kinder keine Zukunft!

Peter Reizlein